Im Jahr 2024 war Sebastian Blasius Stipendiat der Kunststiftung NRW: Im Modus des Künstlerischen Forschens konnte er die Entwicklung eines ‚postsouveränen Theaters‘ fortführen. Ausgangspunkt ist der Zweifel, ob das westliche Theater den gegenwärtigen disruptiven Bedingungen noch Rechnung tragen kann: Das handlungsmächtige Individuum als Dreh- und Angelpunkt, das sich durch den Raum bewegt, als gehöre dieser ihm, dies alles in chronologisch gehandhabter Zeit, in stimmig komponierten Bildern, mit Zuschauenden, die das Geschehen souverän überblicken. Finden sich in alldem nicht Mechanismen, die Verletzbarkeit und tektonische Verschiebungen eher kaschieren? Im Rahmen des Stipendiums arbeitete Sebastian Blasius folglich an der Methodenentwicklung zu einer Theaterästhetik, die die Bausteine einer Aufführung grundlegend von Fragilität und Unsouveränsein ausgehend handhaben. Im Fokus standen fünf Konstituenten des Theaters: Subjekte auf der Bühne, Umgang mit Raum, Zeit, Bildlichkeit und Zuschauenden. Konnte mit der Aufführung SCHIFFBRUCH MIT ZUSCHAUENDEN (Fünf Etüden) im Jahr 2022 bereits ein erster Zwischenstand dieser Auseinandersetzung abgebildet werden, ließ sich dank des Stipendiums das Instrumentarium für eine derartige Theaterästhetik weiterentwickeln, auf der zukünftige Arbeiten in unterschiedlicher Weise basieren können.
Kompliz:innen der Recherche: Johanna Ackva, Hauke Heumann, Ulrike Haß, Rolando Vázquez, Bojan Vuletić u.a.

