Regie: Sebastian Blasius // Text: Björn SC Deigner // Raum/Kostüme: Caspar Pichner // Assistenz: Melina Brinkmann // Performance: Katja Gaudard, Hauke Heumann, Johanna Ackva, Katharina Shakina // Kompliz*innen: Ulrike Grossarth, Jörn Etzold, Julia Schade, Ulrike Haß, Marcus Quent
Die ursprüngliche Überlegung von Sebastian Blasius für „Schiffbruch mit Zuschauenden (5 Etüden)“ war, dass alle Bestandteile des westlichen Theaters von Grund auf in Macht und Souveränität involviert sind. Sei es die Heldenfigur, die als handlungsmächtiges Individuum den Gang der Dinge entscheiden muss; oder wie linear Zeitlichkeit auf der Bühne verhandelt wird und wie damit Prinzipien fortgeschrieben werden, die von Prozessen der Ökonomisierung und Kolonialisierung nicht zu trennen sind. Sind derartige ‚Souveränitätseffekte‘ im Zuge der Klima- und Coronakrise, die uns unsere Fragilität vor Augen führen, noch zeitgemäß? Und wie lässt sich ein alternativer Umgang mit den Praktiken des Theatermachens finden – was wären stattdessen die Potenziale eines ‚Theaters des Unsouveränen‘?
Sebastian Blasius nähert sich mit seinem Team experimentell der Konfiguration eines solch alternativen Theatermodells. Zum Prozess gehörte die Erarbeitung von Texten mit dem Autor Björn SC Deigner. Sein Schreiben stellt den experimentellen Erprobungen auf der Bühne sehr konkrete Themen wie Ukraine, Europa und Flucht gegenüber. „Schiffbruch mit Zuschauenden (5 Etüden)“ will mit politischem Anspruch dennoch fragil bleiben; will den Blick verunsichern, um im Sehen eine Gemeinschaft der Verletzlichen zu suchen. Die Arbeit versteht sich als nicht weniger als eine ‚Operation am offenen Herzen‘ des Theaters.
„Die theatralen Welten, die sich in der Arbeit von Sebastian Blasius entfalten, haben das Potential dringende gesellschaftliche Fragen in ästhetisch-sinnliche Konstellationen zu verdichten, in denen sich ein andersartiges Denken ereignen kann. Daraus entstehen reflexive szenisch-chorische Landschaften, deren Rhythmus, Klang und Sprache jede Harmonie und Symmetrie aufbrechen und nach Antworten in den Trümmern der Repräsentation suchen. Als Künstler, der zwischen Medien und Diskursen mäandriert, schärft Blasius unseren Blick für jene Krisenszenarien der Gegenwart. Die Figur der Fragilität, die sich dabei performativ durchsetzt, ist die Signatur eines postsouveränen Theaters, dessen Gesten das Unregierbare ausloten und tradierte Grenzziehungen von Sein und Schein unterlaufen. Gleichzeitig ist es ist ein Theater radikaler Instabilität, ein Aufbruch ins Offene, Ungedachte und Unkalkulierte.“ (Dr. Andrej Mirčev)